
Dieser lateinische Ausspruch heißt (laut Google Übersetzer) soviel wie „Mach es gut, Universität“, denn mit dem heutigen Tag endet ganz offiziell meine (Teil-)Abordnung an die RPTU Kaiserslautern-Landau (bis 2022: TU Kaiserslautern). In den vergangenen fünf Jahren (oder 10 Semestern) war ein Viertel meiner Planstelle dorthin ausgegliedert, um in jeweils zwei Seminaren pro Semester die Studierenden in den Grundlagen der Politikdidaktik auszubilden. Auf diesem Weg habe ich einiges erlebt, und es schickt sich an, in diesem Blogeintrag mal in den universitären Rückspiegel zu schauen. Dieser Blick ist selbstverständlich subjektiv und keineswegs empirisch…
Es war Anfang Januar 2020, als ich die Stellenanzeige für die Abordnung entdeckte und mich alsbald darauf beworben habe. Schon im Februar wurde ich dann zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen. Das Wort „persönlich“ ist deshalb so bedeutend, weil ich auf dem Weg zum Gespräch im Radio hörte, wie die ersten Coronafälle im Landkreis KL bekannt wurden. Das Gespräch, inklusive einer Präsentation, lief erfolgreich, und mir wurde kurze Zeit später in einem Telefonat von JProf. Inken Heldt (nun Uni Passau) mitgeteilt, dass sich die Auswahlkommission für mich entschieden hätte. Damals ahnte ich noch nicht, dass meine ersten beiden Semester aber alles andere als persönlich werden würden – Lehre in Distanz und Videokonferenzen waren coronabedingt die Devise und somit mein „akademisches Ankommen“ auch äußerst schwierig.
Auch nachdem sich die Situation wieder entspannte, sollte sich daran wenig ändern. So war ich zwar spätestens ab meinem vierten Semester durchgängig wieder in Präsenzlehre angekommen, aber eine Anbindung an das Institut bzw. den Lehrstuhl stellte sich für mich nach wie vor schwierig dar. Woran lag es?
Einerseits an den Strukturen, wie sie im Bildungsbereich in meinen Augen leider üblich sind. Von den insgesamt vier Lehrstühlen waren nie mehr als zwei gleichzeitig besetzt, und auch im akademischen Mittelbau war stets Bewegung. Hieraus ergeben sich die altbekannten Effekte, dass Dinge angestoßen werden, aber die Verantwortlichen gehen. Neue Personen kommen, müssen sich aber erst einarbeiten. Zwischenzeitlich ändern sich die Bedingungen oder Grundlagen und die Dinge werden verworfen bzw. müssen von Grund auf neu angegangen werden. Ein Kreislauf, in dem nie wirklich eine fortschrittliche Entwicklung stattfinden kann. Erschwerend kam die Fusion mit der Universität Landau ab 2023 hinzu – ein Prozess, der im Institut auch heute noch nicht wirklich umgesetzt wurde, soweit mich das meine Außenperspektive beurteilen lässt.
Andererseits fand eine Zusammenarbeit am Lehrstuhl aus unterschiedlichsten Gründen kaum statt. Es würde zu weit gehen, an dieser Stelle tief zu graben, denn viele Punkte sind auch wiederum systemisch bedingt. Aber kurz gesagt: Ich war weitgehend auf mich alleine gestellt in den gesamten fünf Jahren, was ich sehr schade fand.
Nachdem ich meine Seminare inhaltlich und auch strukturell nachhaltig konzipiert hatte, ging die Abordnung sozusagen in den Autopilot über. An jedem Mittwochnachmittag im Semester aufs Neue über eine Stunde mit dem Auto hin und auch wieder eine Stunde zurück fahren. Wenn ich es überschlage, habe ich mehr als 250 Stunden meiner universitären Dienstzeit im Auto verbracht – eine Tatsache, die mir nie wirklich Probleme bereitet hat, die ich aber auch nicht vermissen werde. So galt es also, sich jedes Semester auf neue Gesichter einzustellen, denen man aber die nahezu gleichen Inhalte, mit den nahezu gleichen Abläufen beibrachte.
Meiner eigenen Statistik zufolge haben sich, im Laufe der Zeit, insgesamt 158 Studierende in meine Seminare eingeschrieben und diese auch regelmäßig besucht. Aber bei weitem nicht alle hiervon haben das Modul letztendlich erfolgreich abgeschlossen, und ich habe sie in der mündlichen Modulabschlussprüfung (bzw. in der Wiederholungsprüfung) im Bachelorstudiengang nicht wiedergesehen! Ich habe hier weder eine genaue Zahl, noch sind mir die Gründe hierfür bekannt. Ich muss gestehen, dass es nach meiner Einschätzung bei einigen der Studierenden gut ist, dass sie den Weg nicht weitergegangen sind. Es gehörte schließlich auch zu meinen Aufgaben, an einer bestimmten Stelle der jeweiligen Biographie zu entscheiden, ob diese oder jene Person eine gute Sozialkundelehrkraft werden kann. Meistens konnte ich das für mich rechtfertigen und dafür einstehen. Manchmal habe ich jedoch auch damit gehadert, denn man entscheidet wirklich über einen Lebensweg, der einen eigentlich (im erfolgreichen Fall) bis zu 40 Jahre prägen wird.
Im Laufe der Zeit konnte ich aber auch eine Tendenz bei den Studierenden feststellen, die mich leider nicht optimistisch stimmen lässt. Ich bin mir bewusst, dass es kein besonders progressives Unterfangen ist, wenn man, wie oben beschrieben, immer den gleichen Ablauf in der Lehre hat. Aber es zeigt einem dennoch, welche Progression über die Semester hinweg bei den Studierenden stattfindet. So musste ich zunehmend feststellen, dass die Studierenden immer häufiger Schwierigkeiten hatten, die Anforderungen der Seminare erfolgreich umzusetzen. Selbstverständlich will ich hier nicht alle über einen Kamm scheren, aber gerade im Hinblick auf die Studien- (unbenotet) und Prüfungsleistungen (benotet) ließen sich immer gravierendere Probleme bei den Studierenden erkennen. Auch hier lassen sich die Gründe nur erahnen. Ist es die viel beschworene Post-Corona-Generation, der die Grundlagen aus der eigenen Schulzeit im großen Umfang fehlen oder ist es die Tsunami-Welle der künstlichen Intelligenzen, deren hyperdynamische Entwicklung die Eigenständigkeit und Mündigkeit zunehmend konterkarieren? Irgendwo in diesem Spannungsverhältnis werden die Gründe verborgen liegen, aber sie führen dazu, dass ich an dieser Stelle aussteige.
Es ist das Wort „Entwicklung“, welches in diesem Beitrag immer mal wieder auftaucht und welches das Leitmotiv ist, warum ich nun aus eigener Entscheidung meine Zeit an der Universität beende. Ich beurteile es so, dass sich die universitäre Lehre (und ihre Prüfungsformen!) kaum verändert, während hingegen bei den Studierendengenerationen, bedingt durch die gesellschaftlichen Umbrüche, einige Veränderungen stattfinden. Insgesamt entwickeln sich diese beiden Pole – Universität und Studierende – in meinen Augen und vereinfacht ausgedrückt, immer weiter auseinander. Das führt dazu, dass es irgendwann kaum noch Verbindung zwischen den beiden Punkten gibt, aber welche Konsequenz daraus gesellschaftlich und bildungspolitisch entspringt, vermag ich kaum zu erahnen.
Ich selbst jedenfalls habe festgestellt, dass ich einen Punkt erreicht habe, an dem ich mich nicht weiterentwickeln kann. Daher bedarf es für mich und meine Biographie neue Impulse, die ich nun suchen werde.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Titel meines Beitrags durchaus bewusst gewählt ist. Ich hätte auch „Auf Wiedersehen“ schreiben können, aber ich bin mir sicher, dass der Laufe der Dinge dieser Formulierung nicht gerecht werden würde. Ich habe mich bewusst entschieden, die Abordnung nicht erneut zu verlängern und fühle mich – u.a. aus oben angeführten Punkten – weiterhin sehr gut mit dieser Entscheidung. Gleichwohl bin ich äußerst dankbar, für die Chancen, die mit der Position verbunden waren. Ich konnte viele tolle Begegnungen mit Menschen haben, den ich meine Sicht mitgeben konnte, worauf es in der schulischen politischen Bildung ankommt. Die vielen positiven Rückmeldungen aus meinen Seminarevaluationen haben mich darin bestärkt.
Ich hoffe, dass die Universität es künftig, getreu dem Beitragstitel (im wörtlichen Sinne) „gut machen“ wird. Es ist und bleibt eine enorm wichtige Herausforderung, gute politische Lehrkräfte auszubilden – gerade in Zeiten wie diesen!